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03.04.2013

Euroweb im Kampf um Kreditwürdigkeit? Sollen Umbenennungen und Beherrschungsverträge Vertrauen bei Banken schaffen?

Aus diversen Eintragungen im Handelsregister entnehme ich, das die Fratzscher GmbH & Co. Venture Capital KG in Euroweb Group GmbH & Co. KG unbenannt wurde und die Euroweb Holding GmbH mit dieser zuvor einen Gewinnabführungsvertrag abgeschlossen hat:
Amtsgericht Düsseldorf Aktenzeichen: HRB 68122
Bekannt gemacht am: 11.12.2012 12:00 Uhr

In () gesetzte Angaben der Anschrift und des Geschäftszweiges erfolgen ohne Gewähr.

Veränderungen
07.12.2012

Euroweb Holding GmbH, Düsseldorf, Hansaallee 299, 40549 Düsseldorf. Mit der Fratzscher GmbH & Co. Venture Capital KG, Düsseldorf (Amtsgericht Düsseldorf, HRA 14791) als herrschendem Unternehmen ist am 30.11.2012 ein Gewinnabführungsvertrag geschlossen. Ihm hat die Gesellschafterversammlung vom selben Tage zugestimmt. Wegen des weiteren Inhalts wird auf den genannten Vertrag und die zustimmenden Beschlüsse Bezug genommen.


Amtsgericht Düsseldorf Aktenzeichen: HRA 14791
Bekannt gemacht am: 29.01.2013 12:00 Uhr

In () gesetzte Angaben der Anschrift und des Geschäftszweiges erfolgen ohne Gewähr.

Veränderungen
25.01.2013

Fratzscher GmbH & Co. Venture Capital KG, Düsseldorf, Wildenbruchstraße 101, 40545 Düsseldorf. Nach Firmenänderung : Euroweb Group GmbH & Co. KG.


Amtsgericht Düsseldorf Aktenzeichen: HRA 14791
Bekannt gemacht am: 26.03.2013 12:00 Uhr

In () gesetzte Angaben der Anschrift und des Geschäftszweiges erfolgen ohne Gewähr.

Veränderungen
21.03.2013

Euroweb Group GmbH & Co. KG, Düsseldorf, Wildenbruchstraße 101, 40545 Düsseldorf. Änderung zur eingetragenen Geschäftsanschrift: Hansaallee 299, 40549 Düsseldorf.
Ein weiterer Vermögensverwalter im Konzern ist die "Euroweb Beteiligung GmbH":
Amtsgericht Düsseldorf Aktenzeichen: HRB 68787
Bekannt gemacht am: 09.10.2012 12:00 Uhr

In () gesetzte Angaben der Anschrift und des Geschäftszweiges erfolgen ohne Gewähr.

Neueintragungen
01.10.2012

Euroweb Beteiligung GmbH, Düsseldorf, Hansaallee 299, 40549 Düsseldorf. Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Gesellschaftsvertrag vom 21.08.2012 mit Änderung vom 21.09.2012. Geschäftsanschrift: Hansaallee 299, 40549 Düsseldorf. Gegenstand: Der Erwerb und das Halten von Beteiligungen. Stammkapital: 25.000,00 EUR. Allgemeine Vertretungsregelung: Ist nur ein Geschäftsführer bestellt, so vertritt er die Gesellschaft allein. Sind mehrere Geschäftsführer bestellt, so wird die Gesellschaft durch zwei Geschäftsführer oder durch einen Geschäftsführer gemeinsam mit einem Prokuristen vertreten. Einem oder mehreren Geschäftsführern kann die Befugnis erteilt werden, die Gesellschaft stets einzeln zu vertreten. Jeder Geschäftsführer kann von den Beschränkungen des § 181 BGB befreit werden. Geschäftsführer: Fratzscher, Daniel, Düsseldorf, *10.03.1969; Preuß, Christoph, Düsseldorf, *19.09.1971, jeweils einzelvertretungsberechtigt mit der Befugnis im Namen der Gesellschaft mit sich im eigenen Namen oder als Vertreter eines Dritten Rechtsgeschäfte abzuschließen.
... die im Dezember 2012 eine Kapitalerhöhung von 25.000 auf 50.000 Euro bekannt gegeben hat. Das dürfte komplett in eine Neugründung einer weiteren GmbH geflossen sein.

Mir selbst ist aus dem Geschäftsberichten der Euroweb Internet GmbH bekannt, dass diese langfristige Ausleihungen (früher "Geschäftsführerkredite") aufweist, die (wie ich vermute) an Christoph Preuß und Daniel Fratzscher gingen. Geflossen sind diese dann vermutlich in die Fratzscher GmbH & Co. Venture Capital KG (jetzt Euroweb Group GmbH & Co. KG, GF Daniel Fratzscher), in die Euroweb Holding GmbH (Geschäftsführer: Fratzscher, Daniel, Düsseldorf, *10.03.1969; Preuß, Christoph, Düsseldorf, *19.09.1971) und/oder die die Euroweb Beteiligung GmbH (Geschäftsführer: wie vorstehend)

Diese kann man schon des Namens "Venture Capital" wegen als Wagniskapitalgesellschaften bezeichnen und vermuten, dass mit diesen Neugründungen von Firmen finanziert wurden und werden, die im Falle einer auch nur halbwegs vernünftigen Entwicklung an die Euroweb verkauft werden. Mit dem (fiktiven, man beachte die extreme Verluste der Tochter Euroweb AG, Zürich) Erlös werden dann wohl die (Geschäftsführer-)Kredite abgelöst.

Da derlei ein eher langfristiges Geschäft ist dürfte es den guten kaufmännischen Prinzipien widersprechen, dass diese, als langfristig zu betrachtenden Ausleihungen mit kurzfristigen Bankkrediten gegenfinanziert werden - was sich aus dem Geschäftsbericht für das Verlustjahr 2011 aber genau so ergibt.

Aus dem selben Geschäftsbericht und aus dem für das Jahr 2010 kann man schließen, dass die Euroweb nicht ganz unbeträchtliche Liquidiätsprobleme hat, auch wenn diese mit angeblichen, auf das gesteigerte Geschäftsvolumen zurück zu führenden Provisionszahlungen begründet wurden. Denn das kann so eher nicht stimmen. Die Vertriebsmitarbeiter erhalten laut den hier vorliegenden, aktuellen Verträgen Provisionen wie folgt:
Zuzüglich zu dem Gehalt gemäß §4 des Anstellungsvertrages werden monatlich unsatzbasierte Abschlussprovisionen gezahlt:
Der Umsatz berechnet sich aus allen in einem Monat zu verprovisionierenden Verträgen, dass heißt aus allen Verträgen die vom ersten Tag bis zum letzten Tag des jeweiligen Monats abgeschlossen wurden. Der Umsatz besteht aus der Summe aller vertraglich mit den jeweiligen Endkunden vereinbarten Netto-Monatsentgelte.

Für einen Monatsumsatz bis 650,00 EUR wird eine einmalige Provision in Höhe von 50% des tatsächlichen Monatsumsatzes gezahlt.

Für einen Monatsumsatz von 651,00 bis 900,00 EUR wird eine einmalige Provision in Höhe von 100% des tatsächlichen Monatsumsatzes gezahlt.

Für einen Monatsumsatz von 901,00 bis 1.000,00 EUR wird eine einmalige Provision in Höhe von 150% des tatsächlichen Monatsumsatzes gezahlt.
Für einen Monatsumsatz ab 1001,00 EUR wird eine einmalige Provision in Höhe von 200% des tatsächlichen Monatsumsatzes gezahlt.
Das bedeutet, dass von der Jahresrate, welche die "Referenzkunden" der Euroweb zahlen sollen, höchstens 1/6, in etlichen Fällen sogar gar nichts an Umsatzprovisionen an den Verkäufer gezahlt wird und führt demnach zu starken Zweifeln an dieser Darstellung im Geschäftsbericht für das Verlustjahr 2011 und damit zu starken Zweifeln an der wohl sehr übermäßig optimistischen Darstellung, wonach erhöhte Provisionszahlungen wegen erhöhter Umsätze Ursache der erstmals aus dem Jahresbericht 2010 bekannten Liquiditätsengpässe sein sollen. Der gleiche Optimismus wurde vorgeführt, als die Euroweb im Geschäftsbericht 2010 für das Jahr 2011 einen höheren Gewinn ankündigte ... und dann tatsächlich einen enormen Verlust lieferte.

Mit den oben ersichtlichen Zusammenlegungen und Umbenennungen ergibt sich folgendes Bild:

Tatsächlich bemüht sich die Euroweb wohl um langfristige Drittmittel um aus dem tatsächlichem Dilemma der teuren kurzfristigen Finanzierung langfristiger Ausleihungen zu entkommen und versucht Vertrauen bei den Banken zu gewinnen um die inzwischen wohl auf Grund weiterer, mutmaßlich sogar steil ansteigenden Verluste im operativen Geschäft (durch den weiter sinkenden Erfolg der Vertriebsbemühungen) immer problematischer werdende Liquidität zu sichern.

Ob das durch die wirtschaftliche, namentliche und örtliche Zusammenlegung vom Wagniskapitalfirmen geschehen kann ist aber fraglich. Banken sehen eher auf Zahlen und Sicherheiten als auf Verträge, die wie hier vorliegend, quasi zwischen dem Schuldner und dem Schuldner eines Schuldners eines Schuldners (die beiden letzten mit hohem Wagnis, der davor ohne sicherndes Eigenkapital) geschlossen werden - die sich letztendlich auch noch alle zueinander verhalten wie Pontius und Pilatus.


2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

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http://www.alexa.com/siteinfo/euroweb.de#trafficstats
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Phillipp hat gesagt…

Gerade die Tatsache, dass die Verträge "zwischen dem Schuldner und dem Schuldner eines Schuldners eines Schuldners" zustande gekommen sind, ist das größte und auffälligste Problem hier. Ich bin eher skeptisch gegenüber der positiven Weiterentwicklung von Euroweb, interessant ist wirklich auch wie die Banken reagieren.
Gratulation für dieses Artikel!

LG
Phillipp S.

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