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27.04.2013

Euroweb: Mittäter Daniel Fratzscher widerlegt Darlegung der Aufwendungen nach § 649 Satz 2 BGB

Figur 1: Es kann dazu führen, dass man eine komische Figur abgibt, nachdem man seine Figur - mit unbedachten Worten garniert - in der Öffentlichkeit präsentiert. Manchmal kommt der Effekt spät, aber er kommt!
Der Euroweb-(Ex-)Profiteur Daniel Fratscher führte laut dem Bericht der NUK wie folgt aus:
  1. "Bei Euroweb seien daher auch gut die Hälfte der knapp 500 Mitarbeiter Vertriebler"
  2. "So vollbrachte das Unternehmen das Kunststück, seinen Kundenstamm im Krisenjahr 2009 um 5.300 Neukunden auf fast 16.000 zu erweitern."

und wurde vorgestellt als
  1. "Der Mit-Gründer und Geschäftsführer einer der zehn großen Mediaagenturen in Deutschland, die pro Woche rund hundert Webseiten erstellt" - das wird wohl auf seiner Selbstbeschreibung resultieren. Man beachte hierfür die PowerPoint-Präsentation im Hintergrund.

Der Bericht der "NUK" ist vom 17.9.2009. Über die hunderten Prozesse, welche die Euroweb hinsichtlich § 649 BGB um das Jahr 2009 herum führte, kann man eines sagen: Stets behauptete die Euroweb, das die Webseiten ausschließlich durch  fest angestellte Mitarbeiter erstellt wurden.

Im Jahresbericht der Euroweb für das Jahr 2009 heisst es:
  1. "Die Gesellschaft beschäftigte im Jahresdurchschnitt 147 Angestellte."
Damit sollen also höchstens 70 Mitarbeiter (siehe Aussage 1), die über die Hälfte arbeitet ja im Vertrieb) pro Woche 100 "Websites" (siehe Aussage 3)  erstellt haben. Um "Webseiten" kann es sich nicht handeln, denn das stimmt dann mit der Zahl von "5.300 Neukunden" (siehe Aussage 2) nicht überein, "Websites"  passt hingegen haargenau (Adam Rieß: [100 Websites/Woche*53W=5300 Websites=5300 Kunden] )

Damit erstellte, ohne Berücksichtigung von Urlaub, Krankheit oder Fehlzeiten jeder Mitarbeiter rund 1,5 Webseiten (laut Adam Rieß: [5300/(70*53)=1.42]) Websites pro Woche. Und dafür will die Euroweb, nachdem diese schon bis herunter zur einzelnen Briefmarke alle denkbaren Nebenkosten für Vertrieb, Hosting, Verwaltung anderweitig aufführte, allen Ernstes noch 2000-3000 Euro?

Das ergäbe dann ja einen Aufwand von rund 3000 bis 4500 Euro pro Webdesigner und Woche - oder eben (auch ganz grob gerechnet) 12.000 bis 18.000 Euro pro Webdesigner und Monat - was völlig unglaubhaft ist. Die brauchen schließlich nicht viel Platz und keine teure Ausstattung.

Die Euroweb wird wohl "nur höchst ungern" erklären, dass die in den früheren Prozessen - wir reden von "aberhunderten" - getätigten Auskünften vorsätzlich unwahr waren und muss sich deshalb auf die Aussagen und damit diese Berechnung festnageln lassen.

Wäre ich Anwalt und würde auf die Täuschungen der Euroweb reingefallenen "Kunden" vertreten, dann würde ich genau diesen Artikel, den Jahresabschluss 2009 und den Bericht der "Erleuchteten" (Alumni) mal dem Gericht mit vorlegen. Um dem Gericht gegenüber zu erhellen, wie unrichtig oder richtig der von der Kanzlei Berger LAW LLP inzwischen mehrfach an die Beweislage angepasste Vortrag zu den ersparten und nicht ersparten Aufwendungen nach § 649 BGB wohl ist!

Zu der obigen Argumentation sollte man noch hinzufügen:
Wenn man Urlaubs-, Krankheits- und andere Ausfallzeiten berücksichtigt dann stimmen die Darstellung des Herrn Fratzscher und die daraus resultierenden Berechnungen auch mit Foreneinträgen und Einträgen in Bewertungsportalen (z.B. Kununu) überein, wonach die Angestellten durchschnittlich ca. 2 Websites pro Arbeitswoche erstellen. Demnach sind auch die ebenda auffindbaren Äußerungen, wonach für die Erstellung eines Kundenauftrittes in Wochenend/Freizeitarbeit 200 Euro gezahlt werden wohl ebenfalls richtig und wahr. Zudem sprechen auch die Einbeziehung der Auszubildenden (durch die Euroweb selbst dargestellt im Jahresabschluss 2010) und die durch Veröffentlichungen der bulgarischen Tochter Viscomp EOOD bekannt gewordenen Tatsache, dass auch Webseiten in Bulgarien - zu den dort üblichen Löhnen von 300 - 600 Euro/Monat - erstellt werden, gegen die unter diesen Umständen geradezu erstaunliche Kalkulation von 2000 - 3000 Euro je Website.

Im weiteren verweise ich auf die "Preisgutachten Webshops" und "Preisgutachten Websites", welche ebenfalls dafür sprechen, dass die vorgelegte Kalkulation nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmt.

Soweit die Euroweb geltend macht, dass diese nicht überteuert anbiete, ja seit dem Jahr 2011 Verluste mache, steht aber aus den Geschäftsberichten für die Jahre 2009, 2010 und 2011 fest, dass diese Verluste durch
  • einen Anstieg der Vertriebskosten infolge der öffentlichen Vorwürfe rüder Vertriebmethoden bis hin zur arglistigen Täuschung (also infolge von gerechtfertigten Betrugsvorwürfen),
  • die Finanzierung ausländischer, stark verlustbringender Tochtergesellschaften
  • und nicht zuletzt den Kapitaldienst (hier: Zinsen) entstanden sind (wobei dieser eine zwingende Folge von deinvestiven Kapitalentnahmen und Geschäftsführerkrediten - jeweils in Millionenhöhe ist)
entstanden sind.

Begriffe:

"Webseite": einzeln abrufbare Inhaltsseite eines Webauftritts
"Website": Gesamtheit der Webseiten eines Webauftritts

P.S.:

Danke für den Hinweis!

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Google-Translate

Quelle:
http://www.viscomp.bg/company/

Anonym hat gesagt…

Aja, 100 Webseiten pro Woche.. Wie viel Personen werden da an einer Seite arbeiten? Ein bis Zwei Personen mindestens. Damit hat die Unternehmensgruppe wieder einmal unterschwellig verraten das alle Webseiten Fließbandproduktionen sind, angefangen vom fehlenden Gesamtkonzept für den jeweiligen Kunden bis hin zur Umfeld-Analyse.

Sowas ist zwar machbar, allerdings sind das eben Webseiten die am ende nichts taugen bzw. der Kunde nur Bedingt was davon hat.

Anonym hat gesagt…

Schöner Artikel. Allerdings verstehe ich hier eine Irritation nicht:

"... Und dafür will die Euroweb, nachdem diese schon bis herunter zur einzelnen Briefmarke alle denkbaren Nebenkosten für Vertrieb, Hosting, Verwaltung anderweitig aufführte, allen Ernstes noch 2000-3000 Euro?..."

Das hieße also 75 Euro Stundenpauschale...



. hat gesagt…

Ja. Diese 75 bis 112(!) Euro pro Stunde sind unter den Umständen geradezu irre teuer. Vergiss nicht, dass ein Großteil der Allgemeinkosten (für Vertrieb und Verwaltung) bereits anderweitig abgerechnet wurde und dass ein "WebDesigner" keine großartige Ausstattung braucht.

Und vergiss nicht, dass die Webseiten von bestenfalls von eher schlecht bezahlten "Jungfacharbeitern" [*], sonst von Lehrlingen oder billigen Bulgaren gemacht werden.

*) In den Bewertungen bei Kununu findet sich mehrfach etwas wie "Den Umgang mit Mitarbeitern kann ich nicht bewerten, da abgesehen von den Geschäftsführern keiner älter als 30 ist."

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