Soeben las ich einen Artikel bei N-TV. Dort heisst es
„Das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr - das Kürzel lautet BAAINBw - hat eine Ausschreibung für Vorhängeschlösser gestartet.“
und:
„Die Fortschrittskoalition hat versprochen: Überflüssige Bürokratie werden wir abbauen.“
Worum es geht:
Eine Ausschreibung des Ungetüms „Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr“, Abkürzung ist „BAAINBw“, über „bis zu 107.399 Schlösser". Einfache Bügelschlösser übrigens mit je mindestens 2 Schlüsseln.
Im Baumarkt um die Ecke kostet sowas 7 Euro. Wir reden also über einen Rahmenvertrag für Güter mit einem Einkaufswert von unter 1 Mio Euro. Geliefert werden soll an eine ganze Reihe von Organisationen des Bundes, so z.B. an das Zollfahndungsamt Stuttgart und die Otto-von-Bismarck-Stiftung.
Dafür soll ein Lieferant 55 (fünfundfünfzig) PDF-Dateien herunterladen, die nicht etwa jeweils nur aus einer Seite A4 - sondern aberdutzenden dutzenden - bestehen und es sind höchst kleinliche Anforderungen formuliert, dies in einer Fremdsprache namens „Staatsidiotendeutsch“. Dafür wurden auch lustige Zeichnungen angefertigt. Wer sich an der Ausschreibung beteiligen möchte braucht ganze Stäbe an Rechtsanwälten, Ingenieuren und Übersetzern welche diese besonders krude Sprache verstehen.
Das „Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr“, die „Abkürzung“ ist „BAAINBw“ hat über 10.000 Mitarbeiter. Die haben wohl mit viel Liebe zum Beruf also hunderte Dienstellen und sogar die Otto-von-Bismarck-Stiftung befragt, wie viele Schlösse diese denn mindestens und höchsten benötigen (und damit auch dort einen ungeheuren bürokratischen Aufwand ausgelöst, denn es mussten hierfür bestimmt auch etliche Formulare und Erklärungen ausgefüllt, juristisch geprüft und unterschrieben werden). Ich schätze mal, von den den angeschriebenen Dienststellen haben viele - wenn überhaupt - einen Bedarf von etwa 10 Vorhängeschlössern im Jahr...
Sinn der Papierwulst?
Es wird behauptet, dass durch die Ausschreibungen die Qualität hoch und der Preis niedrig gehalten wird. Dabei ist das ganze Verfahren genau dafür nicht geeignet. So werden in der Ausschreibung 2 (zwei) Schlüssel pro Schloss gefordert. Manche brauchen aber vier, manche sind froh, wenn sie vier , vierzig oder mehr Schlösser kaufen können, zu denen ein und derselbe Schlüssel in meinetwegen 8 Ausfertigungen passt, manche brauchen ein Schloss mit langem Bügel oder schmalerem Bügel...
Papierwulst folgt auf Papierwulst
Nach der Ausschreibung folgen dann die Klagen der nicht berücksichtigen Wettbewerber. Dazu werden alsdann ganze Lastwagenladungen an Dokumenten zu den Verwaltungsgerichten, Berufungs- und Höchstinstanzen gekarrt. Und, im Wege der Akteneinsicht, außerdem noch zwischen den Gerichten und Parteien hin- und her kariolt.
Kosten der Verfahren? Millionen! Dauer? Jahre! Warum bleibt der Scheiß?
Dieses Klagerecht kann man angeblich - anders die Rechte von Angeklagten im Strafprozess - nicht beschneiden. Angeblich. In CDU, CSU, FDP, SPD und bei den Grünen(¹) finden sich nämlich Unternehmer, Unternehmensberater, Empfänger von Honoraren und natürlich Rechtsanwälte, die an den teuren Verfahren ein eigenes, erhebliches pekunäres Interesse haben. Ein solches pekunäres Interesse ist nur dann „niedrig“ wenn sich eine hungrige Person am Supermarktmüll bedient. Bedient sich ein gut alimentiertes Mitglied der Nomenklatura dieser staatstragenden Parteien ist das natürlich niemals „niedrig“, Betrug oder Korruption.
Überflüssige Bürokratie?
Klar ist das völlig überflüssig. Wenn ein Handwerksbetrieb ein Vorhängeschloss braucht, dann schickt der Chef jemanden in den Baumarkt (oder schaut in den Onlinekatalog) , der sich die Schlösser ansieht und eine Kaufentscheidung trifft. Oder, wenn er weiß, dass er 10 Stück im Jahr braucht, dann kauft er die auch mal im Supermarkt. Im Sonderangebot. € 4,99 das Stück.
Kosten nicht gesenkt, sondern tatsächlich verzwanzigfacht.
Die Ausschreibung des „Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr“ dürfte hingegen unerhörte Kosten verursachen - die natürlich umgelegt werden: Die angeschlossenen Dienststellen müssen via „Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr“ kaufen, zahlen also a) den Preis für das Schloss und b) den Preis für diese irre Wahnsinnsbürokratie. Der wahre Preis für das Schloss - von der Herstellung bis zur Einhängen in den Spind - dürfte sich gegenüber dem Kauf eines vergleichbaren Modells im Baumarkt (grob geschätzt) verzwanzigfachen. Über die Lieferfrist kann man auch nur spekulieren: Wahrscheinlich wird beim Bedarf nach solch einem Schloss zwar beim „Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr“ bestellt - aber wegen der absurden Bestelldauer trotzdem einfach eines aus der Handkasse gekauft und gehofft, dass dieses bis zur Lieferung der Bestellung via „Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr“ nicht völlig weggerostet ist. Oder halt der Raum, der Spind (oder das Transportfahrzeug mit der laut weiterer Vorschrift „BAAINBw-3876-A-873117-CR15/1977-Haha“ mit dem „Bundesschloss“ zu verschließenden Kiste als „nicht einsatzfähig“ gebucht und zum Rosten auf den Hof gestellt!
Und am Ende zahlen das die Steuerzahler. Mit uns kann man es ja machen.
Schuld haben natürlich immer „ganz andere“!
Minister erzählen uns sodann „Natürlich wolle man keine solche Bürokratie, diese nicht ausufern lassen! Aber das wurde von der Europäischen Union so beschlossen und wir müssen das jetzt so machen!“ - und „vergessen“ dabei sehr sorgfältig auch nur im Ansatz zu erwähnen, dass es diese - manchmal sogar „höchstselbstpersönlich“ - den Mist in Brüssel mit beschlossen haben.
Was hat das mit der Ukraine zu tun?
Und jetzt stellen wir uns mal vor, die Bundesregierung(²) will „mal rasch“ so hundert Panzer oder Panzerhaubitzen oder Flugabwehrgeräte an die Ukraine liefern und setzt ihren Apparat in Gang: Das kostet dann richtig viel Geld ... Mit den Ausschreibungen (auf Grund der größeren Komplexität geschätzt mehrere Millionen PDFs pro Gerätetyp) sind das „Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr“, ganze Jahrgänge von Juristen und die Gerichte für Jahrzehnte befasst. Aber auch die Hersteller - welche die Kosten für die eigene Armee von Rechtsanwälten, Ingenieuren und Übersetzern natürlich umlegen.
Bis der erste Panzer geliefert werden kann ist Kiew dann wieder Hauptstadt des russischen Reiches - welches sich dann allerdings bis Lissabon erstreckt.
Hinweise:
- Die AfD hab nicht erwähnt weil ich die begründet für zu blöd halte als dass die DAS ändern würden. Ansonsten ist die AfD nach meinem Ermessen nur noch korrupter und noch verlogener als die anderen. Und mit allem Verlaub: Für mich sind das vollkommene Idioten, von denen sich manche als Liberale bezeichnen - aber selbst wohl für Faschisten halten und, wie wohl ein Herr Bernd Höcke aus Thüringen, jeden Morgen den - einst - erfolgreichen Habitus des angesehenen Herrn Dr. Paul Joseph Goebbels vor dem Spiegel üben. „Hach! Wenn das der Führer wüsste...“
- Die so genannte „Linke“ habe ich auch nicht erwähnt, denn diese streitet sich über die richtige Anrede für jeden und welche Buchstaben und Zeichen man der „Abkürzung” namens „LGBTQIA+“ a) überhaupt und b) in welcher Reihenfolge hinzufügen muss. Die sind also mit anderem beschäftigt und für Politik sowie echt „linke“ Themen wie das Wohl der Werktätigen nicht mehr zu haben. Und, naja: Manche „Linke“ haben wohl seit ihrer Geburt in Moskau die russischen Propagandasender auch ohne Radio im Ohr und noch nicht gemerkt, dass Stalin a) ein Massenmörder war und b) schon vor fast 70 Jahren jämmerlich verreckt ist. (Ich würde deshalb für „LGBTQIA+“ ein abschließendes „uaaSP“ für „und alle anderen Sorten Psychos“ vorschlagen: „LGBTQIAuaaSP“)