27.02.2017

Die Euroweb Internet GmbH weißt für 2015 einen Buchgewinn aus - dennoch war es kein gutes Jahr

"Die Bilanzsumme verringerte sich im Geschäftsjahr von TEUR 14.171 um TEUR 1.618 auf TEUR 12.553. Der Rückgang entfällt auf der Vermögensseite im Wesentlichen auf die Finanzanlagen sowie die liquiden Mittel."
Wenn ein Unternehmen einen solchen Satz in den Geschäftsbericht schreibt sollte man sich die Bilanz sehr genau ansehen. Immerhin brach die Bilanzsumme um mehr als 10% ein. Beim bargeldnahen Vermögen scheint die Lage geradezu dramatisch zu sein: Ende 2014 wies die Euroweb auf diesem Bilanzposten noch fast 3 Millionen Euro aus, Ende 2015 waren es noch 7600 Euro. Aus einer "Kriegskasse" wurde eine "Portokasse".

Bei 124 Mitarbeitern (nach 131 im Jahr 2014) fragt man sich ernsthaft wie diese von den 7600 Euro wohl bezahlt werden. Die Gehaltskosten sanken trotz der Verringerung der Mitarbeiterzahl nur um rund 100 Tausend Euro.

Das Rohergebnis stieg in einem wirtschaftlich positiven Umfeld von 13,9 Mio Euro nur auf 14,0 Mio Euro und blieb dabei hinter dem des Jahres 2013 (14,4 Mio) deutlich zurück. Im Rohergebnis sind Umsatz, Bestandsveränderungen, aktivierte Eigenleistungen, sonstige betriebliche Erträge und Materialaufwand enthalten. Diese Zahl wir allgemein gern genutzt um durch "kreative Bilanzierung" Umsatzrückgänge zu verschleiern. Ich wundere mich nicht, dass im Jahresbericht der Euroweb der Umsatz nicht beziffert wird.

Gewinn:

Nach dem Jahresüberschuss von 79 Tausend Euro Jahr 2014 gelang es der Euroweb im Jahr 2015 auf dieser Position immerhin rund 800 Tausend Euro auszuweisen, was ebenfalls sehr unter dem Ergebnis des Jahres 2013 liegt, damals konnten fast 1,8 Mio Euro also mehr als das doppelte verbucht werden.

Interessant ist, woher dieser Gewinn wohl kommt.

Immerhin sanken 2015 die "sonstigen betriebliche Aufwendungen" von 12.4 auf 10,1 Mio Euro. Der Jahresüberschuss blieb hinter den Einsparungen allein bei Gehältern und den sonstigen Auswendungen (zusammen sanken diese um 2,4 Mio) deutlich zurück.

Insgesamt deutet die Ersparnis bei Gehältern und bei den betrieblichen Aufwendungen auf einen weiteren Umsatzeinbruch hin. Dieser wird indirekt auch bestätigt, denn im Jahresbericht steht:
"Die Euroweb Internet GmbH fungiert zwischenzeitlich insbesondere als Dienstleister für die Kunden der Euroweb-Gruppe sowie als Dienstleister und Führungs-Holding für die zahlreichen Gruppengesellschaften."
Tatsächlich versuchte die Euroweb unter Vermeidung des eigenen Namens an alte Umsätze anzuknüpfen. Doch das war offenbar dennoch weniger erfolgreich als früher:
"Von den Tochtergesellschaften wurden entsprechend den abgeschlossenen Ergebnisabführungsverträgen TEUR 2.037 sowie weitere Dividenden von TEUR 184 vereinnahmt, im Vorjahr lag der entsprechende Ergebnisbeitrag bei TEUR 2.963."
Auch hier ein Rückgang von rund 700 Tausend Euro. Insgesamt ergibt sich das Bild, dass die Euroweb zu einem Gutteil von Altverträgen lebt, was natürlich nicht ewig geht.

Aussichten:

"Die Geschäftsführung schätzt die Lage der Gesellschaft auf Basis dieser Entwicklung weiterhin positiv ein." lese ich. Nun ja. Ich wäre im Hinblick auf die Tendenz nicht so optimistisch, auch hat sich der Zweckoptimismus der Geschäftsführung der Euroweb Deutschland GmbH als "weniger tragfähig" erwiesen.

Ich vermute ganz pessimistisch, dass die Euroweb als Konzern im Kerngeschäft (Erstellen und Hosten von Webseiten für KMUs) immer weniger Umsätze machen wird und dass Daniel Fratzscher, Christoph Preuß und Co. bei dem Versuch, neue Geschäftsfelder zu finden, kläglich scheitern. Eventuelle Gewinne bei der WN Online Service und der Dumont Online Service müssen diese mit den Verlegern teilen (und können dem Vernehmen nach nicht ganz so aggressiv und rechtswidrig verkaufen, wie Daniel Fratzscher es wohl gerne weiterhin tun würde) und hinsichtlich der United Media AG erwarte ich, dass diese vor allem mit hohen Gerichtskosten startet und nochmals umbenannt wird.

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